7,6 Millionen – die Anzahl der Menschen, die momentan auf der Erde laufen, reiten, tauchen oder um die Welt fliegen. Bei einem aktuellen Wachstum von 83 Millionen Menschen pro Jahr hat es im Jahr 2018 bereits 60 Millionen Geburten gegeben. Die Vereinten Nationen prognostizieren bis 2055 ein weltweites Bevölkerungswachstum auf 10 Milliarden Menschen. Das sind viele Menschen, die sich fortbewegen.
Derzeit befindet sich der größte Bevölkerungsanteil aller Länder in China (1,4 Milliarden) und Indien (1,3 Milliarden). Studien von McKinsey & Company sagen voraus, dass die ländliche Bevölkerung in China 2030 eine Milliarde Menschen erreichen wird. Dieser starke Bevölkerungsanstieg wird dazu führen, dass bis 2025 „221 Städte über eine Millionen Einwohner haben werden, im Vergleich zu 35 Städten dieser Größe im heutigen Europa sowie 23 Städten mit über fünf Millionen Einwohnern.“ Auch die Bevölkerung in Indien vergrößert sich rasant. Die Times of India geht von einer Bevölkerung von 1,5 Milliarden Menschen bis 2030 in Indien aus.
Mit dem steigenden Bevölkerungswachstum wächst auch die Mittelschicht deutlich. Studien von Ernst & Young und SKOLKOVO, einem Institut für Studien in aufstrebenden Märkten, sagen vorher, dass bis 2030 zwei Drittel der weltweiten Mittelschicht in der Region Asien-Pazifik leben werden. Das bedeutet, dass über 500 Millionen Chinesen im nächsten Jahrzehnt Teil der weltweiten Mittelklasse werden und bis zum Jahr 2030 475 Millionen Inder diesen Status erlangen.
Mehr und mehr Menschen zieht es wegen der Berufs- und Freizeitmöglichkeiten in städtische Gebiete, was für Verkehrsmittel eine noch nie dagewesene Herausforderung darstellt. Vorhersagen zufolge werden in Indien und China bis 2025 Transport und städtische Infrastruktur zwei der größten Märkte darstellen. „Indien muss das städtische Schienen- und U-Bahnnetz mindestens um 350 bis 400 km jährlich erweitern, in China sprechen wir hier eher über 1.000 km“, so McKinsey & Company.
China und Indien sind jedoch nicht die einzigen Länder, die unter Druck stehen und die öffentlichen Verkehrssysteme der Gegenwart anpassen müssen. Für Städte weltweit ist die Transit-Entwicklung in den nächsten Jahren eine Priorität. Zu den 10 am stärksten ausgelasteten U-Bahn-Systemen weltweit gehören dabei Tokio, Seoul, Moskau und New York, die pro Jahr deutlich über 1 Milliarde Passagiere transportieren.
Forscher der University of New South Wales definieren transit-orientierte Entwicklung als ein urbanes Planungskonzept, bei dem Schienen-, Bus oder Fährverkehr zu einer umweltfreundlichen und sozial verantwortungsvolleren Infrastruktur führen. Durch den Schwerpunkt auf nachhaltigem urbanem Wachstum sind öffentliche Verkehrsmittelstandorte in Städten von Unternehmen und Restaurants umgeben, was Bürger dazu ermutigen soll, sich innerhalb des Bereichs zu bewegen und miteinander in Kontakt zu treten.
Marc Schroyen, Manager für architektonischen Produktvertrieb bei Polyvision, sagt, dass es mehrere Aspekte gibt, die für die Entwicklung moderner Verkehrsmittel von großer Bedeutung sind. „Die verwendeten Materialien müssen sehr langlebig sein. Sie kommen mit vielen Menschen und Elementen in Kontakt. Durch diese Langlebigkeit überdauern sie viele Jahrzehnte, was für die meisten öffentlichen Flächen wichtig ist.“ Sainte Catherine Metro Station ist ein Beispiel, bei dem die widerstandsfähigen Wandpaneele von Polyvision in einer U-Bahn-Station mit den Elementen der Natur kombiniert wurden.
Schroyen betont außerdem die Ästhetik, die heute in Transitbereichen notwendig ist. „Moderne Transiteinrichtungen sind Teil der Reise. In der Vergangenheit waren sie einfach nur Mittel, um von A nach B zu gelangen, aber die Entwicklung in den größten europäischen und asiatischen Städten ist bemerkenswert. Flughäfen und Transitbereiche sind wegen der großartigen Architektur und den Kunstinstallationen eigene Reiseziele geworden. Der weltbekannte Grafikdesigner Stefan Sagmeister stimmt dem zu. In seiner Ansprache Why Beauty Matters vergleicht er zwei Bahnhöfe in New York miteinander: die heruntergekommene Penn Station und die wunderschöne Grand Central Station. Studien legen nahe, dass die Stimmung der Menschen, die über die Grand Central Station reisen, deutlich besser ist als die der Passagiere in der Penn Station. Sagmeister beschreibt, wie öffentliche Kunstinstallationen in Umgebungen mit hohem Verkehrsaufkommen unsere Stimmung stark verbessern und sogar die Kriminalität senken.
Obwohl Ästhetik einen wichtigen Faktor darstellt, ist die Entwicklung von Transitbereichen vielschichtig und komplex und umfasst viel mehr Elemente, als man auf Anhieb erkennen kann. Durch seine effektive Integration aller Elemente der Stadtplanung und des urbanen Designs prägte Prof. Christopher Charles Benninger als erste Person in seinem im Jahr 2002 im Ekistics veröffentlichten Artikel „Principles of intelligent urbanism: The case of the new Capital Plan for Bhutan“ den Begriff der „Principles of Intelligent Urbanism“ (PIU). PIU ist eine Theorie der Stadtplanung aus 10Grundsätzen, die die Stadtplanung mit Verwaltungsaspekten verbindet.
Die PIU-Theorie hat einen bedeutenden Einfluss auf die Stadtplanung und hat folgende 10 Elemente zu sehr wichtigen Aspekten der weltweiten Stadtplanung gemacht.
- Einklang mit der Natur: Es muss zwischen der Nutzung und der Ausbeutung von Ressourcen unterschieden werden.
- Einklang mit Traditionen: Kulturelle Werte und traditionelle Bräuche und Verhaltensweisen müssen berücksichtigt werden.
- Angemessene Technologie: Nutzung lokaler Ressourcen für Baumaterialien, Bautechniken, Infrastruktursysteme und das Projektmanagement.
- Geselligkeit: Förderung sozialer Interaktionen für eine dynamische Gesellschaft.
- Effizienz: Finden einer perfekten Balance aus Leistung und Verbrauch, und Unterstützung eines wirtschaftlichen Einsatzes von Ressourcen.
- Menschliches Maß: Anpassung des Designs an das menschliche Maß, um eine direkte Interaktion zu fördern und Hindernisse für Fußgänger zu beschränken.
- Matrix der Möglichkeiten: Bereitstellung eines gleichberechtigten Zugangs zu Möglichkeiten wie Unterkunft und Gesundheitsvorsorge.
- Regionale Integration: Berücksichtigung der Tatsache, dass der soziale und wirtschaftliche Teil einer Stadt ebenfalls eine physische Form hat.
- Ausgewogene Möglichkeiten der Fortbewegung: Entwicklung von Transportsystemen, die eine Balance für Fußgänger, Radfahrer, Autofahrer sowie für Nutzer des Schnellverkehrs per Bahn und Bus darstellen.
- Institutionelle Integrität: Eine nachvollziehbare und transparente, lokale Regierung, die auf bürgerlichen Rechten und Pflichten basiert, ist für eine gute Stadtentwicklung von entscheidender Bedeutung.
Die Mittelschicht wächst immer weiter an und auf unserem Planeten bewegen sich mehr Menschen als je zuvor. Durch eine perfekte Balance aus dem Erhalt der Natur und dem effektiven Ressourceneinsatz sowie durch die Entwicklung schöner, öffentlicher Plätze aus hochwertigen Materialien haben die Entwicklung und das Design von Transitbereichen das Potenzial, unseren Planeten durch nachhaltige Umgebungen langfristig zu schützen und die Interaktion und das Wohlbefinden von Menschen zu fördern.